– Hahaha. Naja, weißt Du, zur Silvesternacht, nicht wahr, wird doch immer gefeiert, mit Raketen und sonst was, nicht wahr? Und da haben wir uns gesagt, mit der Gertrud – da war ich mit der Gertrud gut befreundet, damals – Grüblers, nicht wahr, durch ihren Bruder, mit dem hab‘ ich zusammen Maurer gelernt, nicht wahr, bin ich mit dem bekannt geworden, da war ich auch bei denen, nicht wahr. Und da wurden Lieder gesungen, und mit der Klampfe Musik gemacht, nicht wahr, und so weiter.
Na ja, und da waren wir gut befreundet – mit der Gertrud. Und da haben wir uns gesagt, zur Silvesternacht gehen wir auf den Wolfshügel in der Dresdner Heide und gucken uns von dort aus das Theater an, denn um Mitternacht, da gehen ja die Raketen los und so weiter, nicht wahr! Na ja. Nu ja, das Weitere, das weißt Du ja.
Sind wir eben nun in die Dresdner Heide gefahren und da wollten wir um Mitternacht, wenn die Raketen losgehen, auf den Wolfshügelturm gehen, nicht wahr. Da war ein schöner Aussichtsturm. Und, naja, da waren wir aber nicht ganz hingekommen bis Mitternacht, da ging dann auf einmal das Geböller los, das Geknaller aus der Stadt, nicht wahr, und wir waren da mitten im Walde.
Na ja, und da haben wir uns eben einen Kuss gegeben, nicht wahr, das war das erste Mal. Naja, und auf die Weise ist eben dann die Ehe zustande gekommen, nicht wahr!
Hab ich mich geschämt, ich und ’ne Frau küssen! Mensch, das kommt doch nicht in Frage.
Aber wir waren eben so gut befreundet und das war Mitternacht, Punkt Mitternacht, überall gingen die Raketen los, und da waren wir gar nicht ganz auf dem Turm oben. Na, was blieb uns da weiter übrig, da sind wir uns um den Hals gefallen, nicht wahr? Worüber ich mich ja eigentlich schämen müsste, nicht wahr? Ich einem jungen Mädel um den Hals fallen, das gibt’s doch nicht, nicht wahr! Ich bin doch kein Mädellieb. Wie manche andere Jungs, die verlieben sich egal in andere Mädels, das kam doch bei mir nicht in Frage!
Naja, so war das eben, nicht wahr.
Und sonst noch? …
Warum verziehst Du denn da so Deinen Mund, he? Ich erzähl‘ das doch nicht für dich zur Erheiterung!
Und ich seh‘ mich hier im Fernseher, hier mich selber darstellen! Und du sitzt daneben, auf die Hand gestützt, und feixt.
Und was ist denn das für ein Apparat?
– Das ist eine Videokamera.
– Wie?
– Eine Videokamera.
– Was macht denn der – was macht denn die?
– Die nimmt dich auf.
– Wie?
– Die nimmt dich auf.
– Sehen oder Hören?
– Beides – das!
– Ach, das nimmt die auf? Da bin ich jetzt aufgenommen hier für alle Zeiten?
– Ja, aber das kann man auch wieder löschen.
– Wie?
– Kann man auch wieder löschen.
– Jedenfalls, wenn Du es nicht löschst, für alle Zeiten ist man da aufgenommen!
– Ja.
– Auch das, was ich sage?
– Ja.
– Hört man auch?
– Ja, ich hoffe, dass es diesmal laut genug ist.
– So wie hier?
– Ja.
– So wie hier ist es aufgenommen …
– Hm.
– … mit dem, was ich sage. So! Aha! Na, das ist ja hinterlistig von euch, dass Ihr das macht, ohne mir was zu sagen!
– Ich hab’s dir doch gesagt!
– So?
– Ja, haben wir doch besprochen!
– Naja, aber dass Du das für einen Film hast, für immer und ewig! Da kannst Du es immer und ewig vorführen.
– Hm.
– Ja? Mit dem, was ich sage? Genauso, wie ich das hier sehe! Mit dem, was ich hier jetzt sage?
– Ja.
– Da müsste ich eigentlich mal ein richtig schönes Märchen erzählen…
– Ja, mach doch!
– Aber ich hab keins. Ich meine ja bloss, ich müsste eins erzählen.
– Hm.
– Ach ja, naja!